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CAP. 10. 29

Hispaniae obtenditur, Gallis in meridiem etiam inspicitur; septentrionalia eius nullis contra terris vasto atque aperto mari pulsantur. Formam totius Britanniae Livius veterum, Fabius Rusticus recentium eloquentissimi auctores oblongae scutulae vel bipenni assimilavere , et est ea facies citra Caledoniam, unde et in universum fama est transgressa; sed

7. Gallis in meridiem etiam inspictur, Die La^e Britanniens in Bezug auf Gallien wird mit diesen Worten deutlich und be- stimmt von der in Bezug auf Ger- manien uud Deutschland unter- schieden. Wenn die Gallier sogar in Britannien hineinschauen , so muss dicses ihnen nahe und ge- geniiber liegen, nicht blos ihrem Lande sich zuneigen. Auch C&sar macht einen ahnlichen Unterschied, indem er Y, 13 sagt: unum latus est contra Gall^am^ aber: alterum vergit ad Hispaniam. Wie hier impicere, so wird von der Lage Britanniens gegen Irland c. 24 aspicere^ vgl. c. 80, und Ann, XII, 32 aspectare gebraucht. Aus der in der vor . Anm. erOrterten Vor- aussetzung folgte ttbrigens, dass man sich den Meerbusen von Bis- caya (wie er auch in der Peutin- gerschen Tafel dargestellt ist) viel unger denken musste, und so konnte man meinen, dass die Stidk&ste von Britannien ganz Gallien (nicht bloss, wie in Wirklichkeit der Fall, bis zur Westspitze der Bretagne) ge- gentiber liege. Dies sagt wieder- um Strabo ausdrttcklich (II, 5,28: dvTutaQijxH ydg avry (i) KeXxixi) TTff BgeTTavi^) nagdXXrjXog ?) vrj- aos avTTf ndaa ndax) , und eben so hat es sich offenbar auch Ta- citus gedacht. . Livius im 105. Buche, in welchem er, wie aus der £pitome hervorgeht, Julius Gasar^s Unter- nehmungen gegen Britannien (55 und 54 V. Chr.) berichtete. . Fahius Rusticusy ein Freund des Philosophen Seneca (Ann, XIII, 20) und von Tacitus ausser dieser Stelle noch Ann, XIV, 2, und XV, 61 erwfihnt, schrieb eine (verlorene), wahrscheinlich die Regierung des Claudius und Nero umfassende Kai- sergeschichte und hatte die Be- schreibunff Britanniens vielleicht der Geschichte der im J. 48 n. Chr. unter Claudius beginnenden Kriege in Britannien vorausge- schickt. oblongae scutulae vel bipenni assimilavere. Britannien bis zur Grenze von Caledonien, d. h. bis zum Frith of Clyde und zum Frith of Forth , hat ungefllhr die Form eines Trapez, dessen beide nicht parallele Seiten aber stark einge- bogen sind. Eben dies aber ist 80 ziemlich die Gestalt der bipen- niSf der zweischneidigen Axt, wie sie auf antiken Darstellangen ids Waffe der Amazonen erscheint. Die Form der scutulaj einer Art Schiissel, ist nicht n^er bekannt. . citra Caledoniam, ,,6hne OBk' iedonien" s. zu c. 1, 11; doch ist die Grundbedeutung von citra hier noch deutlicher ersichtlich als in den dort angefohrten Beispielen. . intifiii;ef«um„aufdasGanze" n&ml. von Britannien, mit £influ8S von Caledonien. Das Adjectivum ist, wie haufig, substantivisch ge- braucht. Sonst steht in universum Ofter statt eines Adverbium im Sinne von „im Allgemeinen". So c. 11 : in universum aestimanti; Germ. 5: terra in nniversum hor' rida. fama est transgressa d. h. die auf blossem Geracht beruhende Vorstellung vonBritannien, diesich aber dadurch gebildet hatte, dass sie der Gestalt von Britannien ohne Caledonienwirklichentsprach, hat sich in Folge davon auch auf das Ganze von Britannien fiber- tragen, indem sie gleichsam die beiden Meerbusen Clota und Bo- dotria ttberschritt. Um diese letz- tere bildliche Anschauung auszu- drUcken, hat Tacitus transgressa