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CAP. 10. 31

petebat. sed mare pigrum et grave remigantibus perhibent ne ventis quidem perinde attolli, credo quod rariores terrae montesque, causa ac materia tempestatum, et profunda moles continui maris tardius impellitur. Naturam Oceani atque aestus neque quaerere huius operis est ac multi retulere: unum addiderim, nusquam latius dominari mare, multum fluminum huc atque illuc ferre, nec litore tenus accrescere aut resorberi, sed influere penitus atque ambire, et iugis etiam ac montibus inseri velut in suo.

19. mare pigrum et grave remigantibus d. h. „das träge (oder, wie wir es nach Analogie des todten Meeres nennen konnten, das todte) und für die Rudernden beschwerliche Meer". Eben so wird Germ. 45 das Meer im äussersten Nordwesten pigrum et immotum genannt, eine Vorstellung, die wiederum von Pytheas herzurtihren scheint, s. Strab. 11 , 4. 1 : nQoat' OTOQTJaavTOs ^fc {tov Ilv^iov) nai rd negl ttjs OovXijg ^oX Ttov t6- nofv kxeivmv, Iv olg ovt€ yq xa^' avTrjv 'dnrJQXBv ^t6 ovtb ddXaTTo o^T* ai}(», dkXd avyxQCiid ti kx TOVTOfv nXevfiovL ^aXaTTlm iotxos» Daher das mare concretum des Plinius (N.^ H. IV, 16, 30) und das Lebermeer der deutschen Sage (lebirmere von liberon, gerinnen). — Man konnte, wie auch in meh- reren Ausgaben geschieht, durch Interpunction vor perhibent den Satz mare . . . attolli in zwei Satze zertheilen, indem man zum ersten Satze est erganzte ; indessen ist die Zttsammenziehung in Einen Satz der Weise des Tacitus mehr ent- sprechend, s. Anh., 3; auch ist kein Grund ersichtlich, warum Tacitus das Eine als seiue eigne Ansicht und das Andere nur als fremde Behauptung anftihren sollte. . perinde „eben so" wird nicht nur mit einem sich aus dem Zusammenhang ergebenden oder vermittelst der Partikeln quam^ ac, ut hinzugeftigten , sondern, wenn eine Negation dabei steht, auch mit einem unbestimmten Vergleichs- object gebraucht, so dass es un- serem „nieht eben*^, „mcht eben sehr" entspricht. Vgl. Germ. 5: possessione ei Hs%i haud perinde afficiunturf Ann. 11, 81 : Arminius .... Romanis haud perinde cele» bris, Hist. II, 84: Vespasi^no in- ter iniiia imperii ad obtinendas iniquitates haud ferinde obstinante. (In den Handschriften steht proind^; es ist abcr sehr zweifelhaft, ob dieses die Bedeutung von perinde haben kann. Nur wenn e^e der Vergleichungsartikeln quam^ ut^ ac dabei steht, scheint ein solcher Gebrauch durch die Dichterstellen Lucret III, 1035 und 1053 voll- kommen gesichiert.) . causa ac materia tempesta- tum. Diese Vorstellung wird von Senec. Quaest. nat. V, 13 weiter aussefuhrt und zu erklaren ge- sucht. . neque . . . ac statt neque . . . et, noch Suet. Vesp, 12 : neque dis- simulavit unquam ac frequefUer etiam prae se tuHt ; es ist dies aber nicht auffallender als wenn que und acy wie Ann. IV, 3. 34. Hist III, 63, oder et und atque ^ wie Dial. 14, sich entsprechen. . puminum ^Meeresstrdmnn- gen", die als vom Meere hierhin und dorthin getrieben gedacht wer- den; multum ist Objectsaccusativ. nec litore tefius mit Weglassung von „nur**, s. oben zu Z. 18. . influere penitus atque am- bire. Dies geht auf die zahlreichen tief in das Land einschneidenden und mehrfache Windongen machen- den {ambire) Meerbusen, durch welche die Gestalt von Britannien wesentlich b^stimmt wurde. . velut in suo d. h. als be-