ADB:Altmann

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Artikel „Altmann, Bischof von Passau“ von Karl Theodor von Heigel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 369–371, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Altmann&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 18:19 Uhr UTC)
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Altmann, Bischof von Passau, zu Anfang des 11. Jahrhunderts, vermuthlich in oder doch in der Nähe von Paderborn von edlen Eltern geboren. Er begann seine Studien auf der Domschule zu Paderborn und soll sie in Paris fortgesetzt haben. Schon als Jüngling erhielt er ein Kanonikat am Paderborner Dom und wirkte zugleich als Lehrer an der dortigen Schule. Der Ruf seiner Gelehrsamkeit bewog Kaiser Heinrich III., ihn zum Propst des Stifts Aachen und zum Hofkaplan der kaiserlichen Pfalz in Goslar zu ernennen. Im Herbst des Jahres 1064 zog er als Pilger mit mehreren hohen geistlichen Würdenträgern, Erzbischof Sigfrid von Mainz, Bischof Otto von Regensburg u. A. nach Jerusalem. Nach der Rückkehr von der beschwerdereichen Fahrt wurde ihm 1065 auf Verwendung der Kaiserin Agnes das durch den Tod Egilberts erledigte Bisthum Passau anvertraut. Selbst ein sittenstrenger Mann, suchte er nach Kräften dem Unwesen, das in den Klöstern seiner Diöcese eingerissen war, zu steuern und die zunehmende Verweltlichung des Klerus zu hemmen. Gleichsam als Musterinstitut gründete er 1067 in der Vorstadt Passau’s das Augustinerkloster St. Nikola; ebenso ist er der Gründer des nachmals so berühmten Stifts Göttweih. Als Gregor VII., um für Erreichung seines Zieles, Unterordnung aller weltlichen Macht unter die Kirche und deren Oberhaupt, geeignete Streitkräfte zu werben, eine Regeneration des Klerus anzubahnen strebte und zunächst auf strenge Einhaltung der außer Geltung gekommenen Kirchengesetze bezüglich der Ehelosigkeit der Geistlichen drang, fand seine Idee einen eifrigen Vorkämpfer an dem Bischof von Passau. A. versammelte den Klerus seines Sprengels und legte ihm die päpstlichen Decrete vor; jedoch die beabsichtigte Neuerung stieß auf die entschiedenste Opposition. Der Bischof ließ sich dadurch nicht abschrecken. Am Stephanstag 1074 verlas er feierlich im Dom den apostolischen Auftrag. Da stürmten Kleriker und Volk einmüthig mit solcher Wuth gegen ihn los, daß er in Stücke zerrissen worden wäre, – so erzählt sein ältester Biograph, – wenn ihn nicht seine Ministerialen und einige Edle schützend umgeben hätten. Auf eine rasche Durchführung des Cölibatsgesetzes mußte vorläufig verzichtet werden.

[370] Der junge Heinrich IV. hatte an des Hochstift Passau bald nach Uebertragung der bischöflichen Würde an A. bedeutende Schenkungen gemacht. Das freundschaftliche Verhältniß änderte sich jedoch in das Gegentheil, als es zwischen dem König und Pabst Gregor wegen der Investitur zum Bruche kam. Bei der Versammlung deutscher Bischöfe, welche Heinrich, durch die drohende Sprache des Pabstes gereizt, 1076 nach Worms berief, fand sich A. nicht ein, sondern ließ sogar den bald darauf gegen Heinrich geschleuderten päbstlichen Bannfluch öffentlich verkünden und sprach selbst den Bann über den Probst seiner Kirche, Egilbert, aus, weil sich dieser gegen die Kundmachung erklärt hatte.

Die Entschiedenheit, womit A. zur Partei des Pabstes stand, bewog Gregor, bei seinem weiteren Vorgehen gegen den deutschen König sich vorzugsweise des Armes des Passauer Bischofs zu bedienen. Als päbstlicher Legat verfolgte A. auf dem Fürstentag zu Oppenheim die Sache Gregors und überredete die Fürsten, unter allen Umständen darauf zu dringen, daß Heinrich alsbald die Lösung vom Bann erwirke. Als der Streit nach dem Tage von Canossa noch heftiger entbrannte, war es wieder der Passauer Bischof, der die Fürsten zur Wahl Rudolfs von Schwaben aneiferte. A. blieb auch im Gefolge des Gegenkönigs, als dieser beim Anrücken Heinrichs nach Sachsen floh. Heinrich verwüstete deßhalb das Gebiet um Passau und vergabte die Besitzungen des Gegners an seine Anhänger. Zu Anfang des Jahres 1079 begab sich A. nach Rom, wo er bei der Fastensynode zu Gunsten Rudolfs sprach. Auch bei der römischen Synode 1080 in welcher zum zweiten Mal der Kirchenbann gegen Heinrich ausgesprochen wurde, war A. noch zugegen. Dann begab er sich im Auftrag des Pabstes nach Konstanz, um für das gleichnamige Bisthum einen legitimen Bischof zu ordiniren. Er war der energischste und rücksichtsloseste Vertheidiger der Gregorianischen Grundsätze. Gegen Ende des Jahres 1080 erhielt er deßhalb ein Schreiben Gregors, worin ihm für seinen Eifer Dank gespendet und zugleich ausgedehnteste Vollmacht für die neue Wahl eines Gegenkönigs übertragen wird. In einem anderen Briefe mahnt Gregor den Bischof „den er mit seiner Stellvertretung in den deutschen Landen betraut habe“, zu klugem Vorgehen gegen die Bischöfe, welche sich durch Parteinahme für Heinrich den Bann zuzogen und vielleicht ohne viel Mühe auf den rechten Weg zurückzuführen wären.

In seinen Sprengel konnte A. erst nach dem Abzug Heinrichs aus Deutschland im Frühjahr 1081 zurückkehren. Seinen Vorstellungen gelang es, den Markgrafen Liupolt von Oesterreich auf die päbstliche Seite herüberzuziehen. Auf einer großen Versammlung zu Tuln sagte sich Liupolt förmlich von Heinrich los und gelobte, den Bischof von Passau in seinem Besitz zu schirmen. Vermuthlich war A. auch bei der Wahl Hermanns von Lützelburg im August 1081 betheiligt, wenigstens trat Liupolt sofort entschieden auf die Partei des Gegenkönigs. Als Heinrich deßhalb die Böhmen zum Einfall in die Ostmark bewog, wurde das Passauische Gebiet abermals verwüstet. Bei Meilberg unterlag Liupolt, A. konnte nicht mehr nach Passau zurückkehren. Er hielt sich nun meist in Göttweih auf, dessen Pflege er sich sehr angelegen sein ließ. Ein Göttweiher Mönch verfaßte etwa 40 Jahre später eine Biographie des Bischofs, die sich hauptsächlich auf Mittheilungen älterer Mönche, die ihn noch persönlich gekannt hatten, stützt. Als die Bischöfe von der Partei des alten Königs 1085 in Mainz zusammentraten, wurde A. seiner Würde entsetzt. Hermann von Eppenstein, dem das Passauer Bisthum übertragen wurde, zog unter großem Jubel der Bevölkerung in der Bischofsstadt ein. Wie der Pabst, welchem er mit unerschütterlicher Festigkeit anhing, mußte auch A. in den letzten Lebensjahren das Brot der Verbannung [371] essen. Am 8. August 1091 überfiel ihn zu Zeiselmauer an der Donau ein heftiges Fieber, welchem er rasch erlag. Zu Göttweih wurde er bestattet. Der Hildebrandisch gesinnte Chronist Bernold nennt ihn „einen Mann von solcher Heiligkeit, Enthaltsamkeit und Kirchlichkeit, daß er selbst dem Papst Gregor und dem heiligen Bischof Anselm von Lucca verehrungswürdig erschien und von Allen geliebt war, nur von den Schismatikern und Lasterhaften gehaßt und gefürchtet.“ Paul von Bernried nennt ihn „den ausgezeichnetsten Erneuerer des kanonischen Lebens.“

Vita Altmanni, ed. Wattenbach in Pertz, Mon. G. H. ss. XII. p. 226. – Wiedemann, Altmann, Bischof von Passau, 1851. – Stülz, Das Leben des Bischofs Altmann von Passau, 1853.