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110 TACITI AGRICOLA.

nosque domum tuam ab infirmo desiderio et muliebribus lamentis ad contemplationem virtutum tuarum voces, quas nec lugeri nec plangi fas est. Admiratione te potius, et immortalibus laudibus et, si natura suppeditet, aemulatu decoremus: is verus honos, ea coniunctissimi cuiusque pietas. Id filiae quoque uxorique praeceperim, sic patris, sic mariti memoriam venerari, ut omnia facta dictaque eius secum revolvant, formamque ac figuram animi magis quam

stellung der Alten die Unsterblichkeit als Belohnung fttr ibre Verdienste zu Theil.

3. nosque eic. In ganz ähnlicher Weise bittet Seneca im Angesicht des Todes seine Gemahlin (Ann, XV, 68) : temperaret dolorem aeternam suscipere, sed in contemplatione vitae per virtutem actae desiderium mariti solatiis honestis toleraret

4. quas neque luferi neque plangi fas est. Der Sinn ist: indem wir uns zur Betrachtung der Tugenden Agricola's wenden, so werden wir von selbst aufhoren zu klagen, denn diese zu betrauem und zu beweinen wttrde ein Unrecht sein; lugere bezeichnet die Empfindung, plangere die Aeusserung der Trauer.

6. immortalibus laudibus: die Lobeserhebungen , zu denen Tacitus die Angehdrigen statt der schwächlichen und weibischen Klagen auffordert, werden immortales genannt, weil sie — selbstverstandlich bei den Angehörigen selbst und d^er, so lange diese leben — nie aufhOren sollen. Eben so steht immortalis Nep, Attic, 11 : Immortali memoria percepta reti- nebat memoriaf und aetemus mit jener ausdrttcklich hinzugefttgten Beschrankung Ann. XIV , 55 : Et tua quidem munera, dum vita sup- petet, aetema erunt. An die vor- liegende Lobschrift des Tacitus als unsterblichen Ruhm verleihend zu denken, ist wegen des Zusam- menhangs und wegen decoremus unzul&ssig. (In deu Handschriften Bteht temporalibus laudibus^ was man durch Einschiebung von quam vor temporalibus hat aufrecht hal- ten wollen. Man erkl&rt dann: „(mehr durch Bewunderung) als durch zeitliche d. h. verg&nglichc Lobeserhebungen'* ; die Einschie- bung von quam sucht man durch eine angeblich handschriftliche, ttbrigens corrumpierte Lesart des Ursinus zu untersttttzen. Allein die Verwerfung von Lobeserhebun- gen ist ganzgegen denZusammen- hang, und wenn man in laudes die bekannte laudatio funebris hat finden wollen, so steht dem entge|;en, dass diese Beziehung in kemer irgend verst&ndlichen Weise von Tacitus angedeutet ist und dass diese Abmahnung 4 Jahre nach dem Tode des Agricola vOllig undenkbar sein würde.)

aemutatu (statt des unverständlichen militum der Handschriften. Die Form aemulatus kommt zwar sicher nur uoch Ann. XIII, 44, ausserdem noch Hist, III, 66 an einer kritisch aus andern Grftn- den angefochtenen Stelle vor, w&h- rend aemulatio sich, wie gez&hlt worden, an einigen 80 Stellen fin- det. Indessen wird doch aemulatu als der Lesart der Handschriften n&herstehend vor aemulatione den Vorzug verdienen.)

7. decoremus (unzweifelhafte Vcrbesserung fttr das handschrift- liche decoramus^jy wie in dem be- kannten Ennianischen : Nemo me laerimis decoret

8. Id filiae quoque uxorique : hiermit wendet er sich speciell an diejenigen Angeh5rigen, welche dem Verstorbenen am n&chsten stan-