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TACITI AGRICOLA.


3Nunc demum redit animus : et quamquam primo statim beatissimi seculi ortu Nerva Caesar res olim dissociabiles miscuerit, principatum ac libertatem, augeatque quotidie felicitatem temporum Nerva Traianus, nec spem modo ac votum securitas publica sed ipsius voti fiduciam ac robur assumserit : natura tamen infirmitatis humanae tardiora sunt remedia quam mala, et ut corpora nostra lente augescunt, cito extinguuntur, sic ingenia studiaque oppresseris facilius quam revocaveris ; subit quippe etiam ipsius inertiae dulcedo

Geschichte Roms, Bd. 3. S. 497. Anm.

c. 3. Durch die Regierung des Nerva und des Trajan hat zwar eine bessere Zeit begonnen; allein die verderbliche Wirkung der Regierung Domitians dauert noch fort, namentlich insofern als durch die Unterdrückung der Geister überhaupt auch das Vermögen und die Fähigkeit der Schriftsteller unterdrückt worden sei. Deswegen werde auch seine gegenwärtige Schrift, nicht um schriftstellerischer Vorzüge willen, sondern als das Erzeugniss seiner kindlichen Liebe Lob oder wenigstens Entschuldigung finden.

1. redit: das Präsens; denn die nachtheiligen Folgen der Regierung Domitians sind, wie sogleich weiter ausgeführt wird, noch nicht verschwunden, sondern erst in der Heilung begriffen. (Daher nicht rediit, wie man gegen die Handschriften zu lesen vorgeschlagen hat).

et quamquam. Tacitus unterlässt es sehr häufig, das nähere Verhältniss zweier Sätze oder Satzglieder durch eine diesem entsprechende Conjunction zu bezeichnen, und setzt daher die einfache Copula, wo man ein sed oder et tamen oder et quidem oder itaque oder ideoque oder auch nam erwartete. So (für sed) Ann. I, 13: Gallum Asinium avidum et minorem; (für et tamen) c. 9: gravis, intentus, severus et saepius misericors; c. 15: et flumine, non oceano defendi; (für et quidem) unt. Z. 12, c. 10: et est ea facies, c. 41: et ea insecuta sunt, vgl. Nipperdey zu Ann. XIV, 65 u. IV, 43; (für ideoque) c. 12: infra que coelum ..; c. 18: contractisque; (für nam) c. 37: transvectaeque.

2. Nerva Caesar. Man sollte erwarten, da die Schrift erst nach dem Tode Nerva’s verfasst ist (s. die Vorr.), dass Nerva divus genannt würde; indessen ist die Hinzufügung dieses Ehrenprädikats keineswegs eine unverbrüchliche Regel, und Nerva selbst wird ohne ein solches nach seinem Tode Plin. Epp. IV, 9, 2. 17, 8. 22, 4. Paneg. 78, 10 genannt.

3. (quamquam) – miscuerit. Ueber den Conjunctiv s. zu c. 1, 2.

4. nec spem modo ac votum securitas publica, sed ipsius voti fiduciam ac robur assumpserit. Aus assumpserit ist zu dem ersten Satzgliede ein habeat zu entnehmen: also ein bei Tacitus sehr häufiges sogenanntes Zeugma, s. zu c. 19: nec poena semper. Der Sinn ist: die Wohlfahrt des Staates (welche als personificiert zu denken) ist nicht nur im Besitz von Hoffnungen und Gelübden, d. h. ist nicht mehr, wie unter Domitian, auf Hoffnungen und Gelübde beschränkt, sondern hat die Zuversicht auf Erfüllung der Gelübde und einen festen Bestand (man denke an robur aetatis) gewonnen.

9. Mit quippe wird hier die Begründung der vorausgehenden Behauptung durch einen allgemeinen und unbezweifelbaren Satz eingeführt; doch steht quippe bei Tacitus auch öfter einfach für nam oder enim. – Ueber das absolute subit vgl. zu I, 4, 19.