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CAP. 6. 19

et inania honoris medio rationis atque abundantiae duxit, uti longe a luxuria, ita famae propior. Tum electus a Galba ad dona templorum recognoscenda diligentissima conquisitione effecit, ne cuius alterius sacrilegium res publica quam Neronis sensisset.

ser den richterlichen Geschaften, die vorzugsweise dem Praetor ur- banns und peregrinus zukamen, noch die frtlher Ton den Aedilen gegebenen Spiele und einige an- dere Obliegenheiten, wie die Ver- waltung des Aerarium, die Aufsicht tkber einzelne Regionen der Stadt und Anderes, zugewiesen.

ludos et inania honoris d. h. die Spiele und die (tibrigen) Leerheiten des Ehrenamts, d. h. diejenigen Dinge, die keinen wirk- lichen Werth und keine Sffentliche Bedeutung hatten (Ann. IV, 41 werden diese inania der vera po- tentia und XV, 31 der vis imperU entgegensiezt) , sondern nur der £itelkeit und dem Gepr&nge dien- ten. 8o pflegt Tacitns zu etwas Speciellem zur vollstandigen Er- schdpfung des Gegenstandcs noch einen allgemeinen Ausdruck hinzu- zuftigen , wo demnach , wie mah sagen kann, ein alius ausgelassen ist. So c. 9: conventus ac iudi- ciu^ c. 45: exilia et fugas, Ann. I, 5 : lacrimas et signa caritatis , IV, 40: C. Froculeium et quosdam^ XIII , 45 : maritos et adulteros, XV, 34 : etiam malos, Hist. 1, 62 : hiemem neque ignavae pacis mo- ras, u. a. Der Gebrauch des Neu- trum Adj. mit dem Genetiv statt eines Substantivum bei Tacitus, wie bei den Dichtem, uberaus haufig, wie sogleich nachher medio rationis. . medio rationis atque abun- dantiae duxit d. h. er ftinrte diese Dinge einen Mittelweg zwischen Vernftnftigkeit und Uebermass, oder er schlug hinsichtlich ihrer einen Mittelweg ein. Er befolgte daher den Grundsatz Cicero's (de Off. II. §. 60): Tota igittir raUo talium largitionum genere vitiosa estf temporibus necessaria, et tamen ipsa et ad facultates accommodanda et mediocritate moderanda est. Der gebildete Romer erkannte die Nich- tigkeit dieser Dinge, er konnte sich aber der Sitte und dem Her- kommen nicht v5llig entzidien, am wenigsten war hierzu Agricola ge- neigt, dem jede Schroffheit fern lag. — Dasselbe wird nun noch einmal und noch deutlicher durch die folgenden Worte gesagt. . uti longe a luxuria ita fa- mae propior d. h. er war auf der einen Seite weit entfernt von Ver- schwendung, auf der andem Seite aber naherte er sich etwas dem Ruf, namlich der RUcksicht auf den Ruf beim Volke. Ueber longe statt longe remotus s. o. zu Z. 13; propior wie Ann. I, 24: con- tumaciae propioresj VI, 42: po- puH imperium iuxta libertatem, pau- corum dominatio regiae libidini propior est; XVI, 35: laetitiae propior. Der Comparativ wechselt mit dem Positiv wie z. B. Ann. I, 7 : ne laeti excessu principis neu tristiores primordio ; derselbe dient hier , wie haufig , zur Milderung der Aussage.

19. ad dona templorum. Es ist anzunehmen, dass bei Gelegenheit des grossen Brandes vom J. 64 und durch den Leichtsinn Nero's zahlreiche Tempelschatze zerstreut und in den Besitz von Privatper- sonen gelangt waren. Diese sind ^s, welche von Agricola aufgesucht dnd an die Tempel zuruckgestellt, vielleicht auch durch Inventarisie- rang ftir die Folge als Tempelgut sicher gestellt wurden, nicht die von Nero geraubten Tempelschatze, s. Ann. XV, 45. Sneton. Ner. 32, welche nach letzterer Stelle einge- schmolzen und deren Verlust, wie die an unserer Stelle folgenden Wortezeigen, auch ferner empfun- den wurde.

20. ne . . . sensisset d. h. dass der Staat nicht in der Lage war, einen andem Tempelraub als den