Pagina:Gesta Romanorum - Oesterley 1872.djvu/272

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mindestens mit dem scheine eines grundes als die urheber des werkes genannt zu werden pflegten, sind Berchorius und Helinand. Der Benedictinerprior von St. Eloi, 1302 gestorben, scheint das directe zeugnis des Gothaer theologen Salomon Glassius für sich zu haben, welcher in seinen um 1623 geschriebenen Philologiae sacrae libri quinque (Amst. 1711, s. 200) Berchorius ausdrücklich als den verfaſser oder vielmehr moralisator der Gesta Romanorum nennt. Welchen grund Glassius zu dieser behauptung gehabt haben mag, ist unbekannt, die gründe aber, welche die vertreter seiner meinung anführen, sind nichts weniger als stichhaltig. Diese berufen sich nämlich lediglich auf die ähnlichkeit der schreibweise und behandlung zwischen den Gesta Romanorum und den schriften des Berchorius; denn daſs beiden eine reihe von erzählungen gemeinschaftlich ist, kann doch kaum als ein grund erwähnt werden — beide haben sie höchstens einer gemeinschaftlichen quelle entnommen. Mit demselben, wenn nicht mit noch gröſserem rechte könnte man die Gesta dem Odo von Cerington, Jacob de Vitriaco, Neckam, Stephanus de Borbone, Johannes Junior, Bromyard oder gar Holkot zuschreiben. Wer hat im 13. und 14. jahrhundert nicht parabeln oder geschichten im style der Gesta erzählt, wer hat nicht moralisirt und was ist nicht moralisirt! Berchorius hat sich niemals als verfaſser genannt, eben so wenig einer seiner zeitgenoſsen; wir kennen mindestens zwei handschriften, die hinter die blüthezeit dieses schriftstellers zurückgehen, ja es sind spuren eines noch weit höheren alters vorhanden.

Die vermeintliche entdeckung, daſs der kaum dem namen nach bekannte verfaſser des Dialogus creaturarum im 68. dialoge (auch im 64.) Helinand als verfaſser bezeichnet, welche Grässe 1842 in seiner übersetzung des vulgärtextes mit selbstbefriedigung ausspricht, war bereits 1824 von Barbier, Dict. des oeuvr. anonym., gemacht, 1825 von Robert, Fables inedites, wiederholt, und 1838 von Madden, lntrod. iii, note 5, welche Grässe recht wohl bekannt war, schlagend widerlegt, indem er nachwies, daſs die bezeichnung des Dialog. creaturar. „Gesta Roraanorum“ nicht auf unser werk, sondern auf Helinands chronik zu beziehen sei, wie mit demselben namen jahrhundertelang die römische geschichte, namentlich Livius, bezeichnet zu werden pflegte. Warton und Madden haben bereits eine reihe von belegen dieses gebrauchs gegeben, unter denen unser werk und die sammlung von Holkot voransteht. Ich selbst habe angefangen, weitere beispiele zu sammeln, aber der citate wurden so viele, daſs ich es als müssig aufgab; zwei nachweise von den grenzscheiden des in frage stehenden