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104 TACITI AGRICOLA.

durare in hanc beatissimi saeculi lucem ac principem Traianum videre quondam augurio votisque apud nostras aures

Liv, XXI, 39) zweierlei entgegen- gesetztes, sich eigentlich gegen< seitig Ausschliessendes an Gel- tung gleichgeatellt wird, was be- sonders bei Livius und Tacitus haufig geschieht, so gewinnen diese Partikehi gewissennassen die Be- deutungvon „obgleich . . . dennoch", so dass sie filr quamguam ... ta- men zu stehen scheinen.

15. durare in hanc .... lucem d. h. „auszudauern (oder am Leben zu bleiben) bis zu dieser glUckli- chen Zeit'*. Eben so ist durare gebraucht DiaL 17: Corvinus in medium usque Augusti principa- tum, Asinius paene ad extremum duravit , Ann. III. 16 : qui nostram ad iuventam duraverunt. (Die Handschriften haben in hac luce, was aber nicht mit durare verbun- den werdeu kann, da dieses nicht schlechthin „leben", sondern nur „im Leben ausharren" bedeuten kann; am allerwenigsten wUrde es vom Leben in einer glUcklichen Zeit gesagt werden konnen.)

16. apud nostras aures^ wie Ann, I, 81. II, 39. IV, 29," vor unseren Ohren", nach Analogie von apud populum^ apud milites dicere; die Ohreu sind also dabei gewissermassen personificiert,indem statt der Ohren die Personen, denen sie angehoren, gedacht wer- den. £s istubrigens nichtnothig, dassTacitus selbst bei dergleichen Aeusserungen zugegen gewesen ; er konnte so sagen, wenn Agricola sie nur in Gegenwart seiner Ange- horigen that, mit denen sich Ta- citus identificiert.

augurio votisque .... ominaba- tur. Die omina d. h. Vorbedeu- tungen, in Zufallen besonderer Art oder in gtlnstigen oder ungtinsti- gen Aeusserungen bestehend, gal- ten bekanntlich den Alten ftir tlberaus wirksam, weshalb derar- tige Aeusserungcn , weun sie ab- sichtlich geschaheu, geradezu zum Ausdruck von Wtinschen dienteu und z. B. faustis ominibus oft durch „mit guten Wtinschen" und omi- nari durch „wtinschen" tibersetzt werden kann, vgl. Suet Ner. 4B: Clamor militum et sibi adversa et Galba prospera ominantium. Die- ser Begri£r des Wtinschens, aof den es besonders ankommt, ist hier durch das hingeftigte votis noch mehr hervorgehoben; mit votis aber ist augurio verbunden, um zugleich auszudrtlcken , dass er vermoge seines Scharfsinns die Gelangung Trajans zur Herrschaft voraussah. Einfacher und deut- licher wtirde es sein, wenn es et- wa hiesse: augurio votisque prae' cipiebat oder praesumebat. Dass tlbrigens die 5ffentliche Meinung den Trigan schon mehrere Jahre voT seiner Adoption durch Nerva als ktinftigen Herrscher bezeich- nete, geht aus Dio LXVII, 12. Plin. Paneg. 5. 94 hervor. Wenn nun aber Tacitus sagt: „Obgleich Agricola die gluckliche Zeit Tra- jans zu erleben wtinschte", so liegt darin zugleich, dass er dicse glttckliche Zeit bedauerlicher Weise nicht erlebte. (Im Obigen ist die Lesart der Handschriften genau wiedergegeben , nur mit der Aus- uahme, dass diese in hac luce statt in hanc lucem und quod statt quon- dam bieten. Andere haben mit der gleichen Wirkung hinsicht- lich des Sinnes quod gestri- chen. Noch Andere naben haupt- s&chlich, um dieses quod aufrecht zu erhalten, nach sicuti eine Lticke angenommen und diese durch ma- gnae cuiusdam felicitatis esset oder durch non licftit ausgefttllt. Die erstgenannte ErgS,nzung wird durch eine von Ursinus angeftthrte angebliche Lesart eines alten Co- dex: magnae cuiusdam felicitatis esse untersttttzt , wo allerdings esse leicht in esset verwandelt wer- den konnte. AUein wenn dabei in hac luce beibehalten wird, so steht dem entgegen, was oben ttber durare bemerkt worden ist, und wenn dafttr in hanc lucem geschrie- ben werden sollte , so mttsste es wenigstens fuisset statt esset heis-