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TACITI AGRICOLA.


29 Initio aestatis Agricola domestico vulnere ictus anno ante natum filium amisit, quem casum neque ut plerique fortium virorum ambitiose neque per lamenta rursus ac maerorem muliebriter tulit; et in luctu bellum inter remedia erat. Igitur praemissa classe, quae pluribus locis praedata magnum et incertum terrorem faceret, expedito exercitu, cui ex Britannis fortissimos et longa pace exploratos addiderat, ad montem Graupium pervenit, quem iam hostis insederat. Nam Britanni nihil fracti pugnae prioris eventu ip et ultionem aut servitium expectantes, tandemque docti, commune periculum concordia propulsandum, legationibus et foederibus omnium civitatium vires exciverant. iamque

vetus ripa oder victa ripa (Ann. I, 58. 59) gesagt wird.

16. illustravit: dieser Indicativ nach der Formel sunt qui, der bei Dichtern nicht selten, in der Prosa der besseren Zeit aber nur ausnahmsweise gebraucht ist, kömmt bei Tacitus nur noch Dial 31 vor.

c 29 — 38. Das siebente und letzte Jahr (83). Dass mit c. 29 ein neues Janr beginnt, geht nicht nur aus den Anfangsworten Initio aestatis, welche dies deutlich anzeigen, sondern auch aus c. 34 hervor, wo Agricola mit den Worten Hi sunt, quos proximo anno unam legionem furto noctis aggressos clamore debellastis auf die c. 26 beschriebene Schlacht als im vorigen Jahre geschehen hindeutet.

c. 29. 1. vulnere wird häufig, wie hier, tropisch von einem schwer treffenden Schmerz oder Schaden gebraucht. Eben so c. 37: aliquod vulnus, c. 45: nostrum vulnus.

ictus nicht „nachdem er getroffen worden war", sondern „indem er getroffen wurde". Ueber diesen Gebrauch des Part. perf. pass. s. zu c. 2, 4. In Bezug auf den tropischen Gebrauch von ictus ygl. desideriis icta patria, Hor. Od. IV, 5, 15, metu icta, Liv, I, 16, conscientia ictus, Liv. XXXIII, 28.

3. ambitiose d. h. so, dass er (wie die Stoiker der Zeit, an die man unter den fortes viri zu denken hat), um sich den Ruhm bAon- derer Standhaftigkeit zU verschaf- fen, jede Aeusserung des Gefiihls aus Frahlerei unterdriickt hatte.

8. montem Graupium. Es ist trotz vielfacher dartiber angestell- ter Untersuchungen nicht moglich, die Lage dieses Berges genau zu bestimmen, und nur so viel lasst sich aus dem Zusammenhaoge ent- nehmen, dass derselbe in dem nord- lichen Theile von Perthshire zu suchen ist. (Die Ilandschriften haben Graupium^ nicht Grampium, und aus dem jctzigcn Namen der Grampian Mountains lasst sich kein Grund fttr dic Lesart Gram- pium entnehmen, da jener Name vielmehr lediglich dieser letzteren, bis auf die neueste Zeit in den Ausgaben aufgenommenen falschen Lesart seinen Ursprung verdaukt.)

10. ultionem aut servitium exspectantes „entweder Rache (durch den SiegJ oder Knechtschaft (durch die Nieaerlage) vor sich sehend"; statt lUtio wttrde vicioria den ein- facheren, ntlher liegenden Gegen- satz gebildet habeu, exspeciare in seiner eigentlichcn und ursprttng- lichen Bedeutung passt gleich gut zu beiden Objecten.

13. triginta milia ist allerdiugs eine verhftltnissmassig kleine Zahl; indessen ¥rttrde es eine kaum zu